Manchmal fragen mich Leute, warum ich das eigentlich mache. Warum ich Journalistin bin – mit Kamera, Notizbuch und viel Geduld. Warum ich oft stundenlang unterwegs bin, irgendwo draußen warte, in der Hitze, im Regen, in der Kälte. Warum ich mir den Rücken mit schwerer Ausrüstung krumm trage, warum ich Augenblicke suche, die vielleicht nie passieren – oder in einer Sekunde vorbei sind. Und warum ich all das tue, obwohl der Verdienst oft kaum reicht, um Miete und Lebenshaltung zu decken. Die Antwort ist einfach – und gleichzeitig alles andere als rational: weil ich nicht anders kann.
Ich bin Journalistin aus Neugierde.
Ich will wissen, wie die Welt funktioniert. Ich will verstehen, warum Dinge so sind, wie sie sind. Warum jemand flüchtet. Warum jemand bleibt. Wie ein Leben aussieht, das ganz anders ist als meines – und doch so ähnlich. Ich kann nicht anders, als Fragen zu stellen, hinzusehen, zuzuhören. Es treibt mich an. Es hält mich wach.
Ich bin Journalistin, weil ich Menschen mag.
Nicht in einem naiven Sinne, nicht immer. Aber ich glaube fest daran, dass jeder eine Geschichte hat. Und ich glaube, dass Geschichten Brücken bauen können – zwischen Lebenswelten, Perspektiven, Meinungen. Es gibt Momente, da sitzt mir jemand gegenüber und ich merke: Diese Begegnung verändert etwas. In mir. Vielleicht auch in der Person. Und hoffentlich später in den Menschen, die unsere Geschichte lesen oder sehen.
Ich bin Journalistin, weil ich daran glaube, dass es wichtig ist, hinzuschauen.
Gerade in einer Zeit, in der so vieles gleichzeitig passiert, so vieles polarisiert. Ich will die leisen Töne hörbar machen, die Zwischentöne sichtbar. Ich glaube daran, dass unabhängiger Journalismus kein Luxus ist, sondern eine demokratische Notwendigkeit. Und ich glaube daran, dass visuelle Geschichten Menschen erreichen können, wo Worte manchmal nicht ausreichen.
Und ja, ich bin Journalistin – trotz allem.
Trotz prekärer Arbeitsbedingungen, trotz Unsicherheit, trotz der Frage, wie lange man das eigentlich noch machen kann, ohne auszubrennen. Es ist ein ständiger Balanceakt. Aber es ist auch eine große Freiheit: Ich darf beobachten, festhalten, weitergeben. Ich darf erzählen, was sonst vielleicht unbeachtet bliebe.
Ich bin Journalistin, weil es für mich nichts Erfüllenderes gibt, als mit der Kamera oder dem Notizbuch eine Tür zu öffnen – zu einer Geschichte, einem Menschen, einem Moment. Und ich hoffe, dass genau darin auch etwas Wertvolles liegt: im Dazwischen, im Dabeisein, im Teilen.

